29. Mai 2016
Yummy, Yummy, uit de beste…
Matjestage in Emden
Als das Gründungsteam um Frank P. Novak, Willi Grix und natürlich vielen anderen, die Emder Matjestage vor rund 27 Jahren ins Leben riefen, dachte wohl keiner so richtig an den grandiosen Erfolg eines doch geschichtsträchtigen Events. Das altehrwürdige Rathaus am Delft bietet die perfekte Kulisse für Erinnerungen aus längst vergessenen Zeiten, als die Heringsfischerei der westlichsten See-Hafenstadt Emden noch Reichtum schenkte. Das Rathaus wurde so zwischen 1574-76 vom Antwerpener Stadtbaumeister Laurens van Steenwinckel erbaut. 1912 bekam das Rathaus bunte Glas-Fenster durch die Künstler Rudolf und Otto Linnemann aus Frankfurt. 18 Jahre nach der fast völligen Zerstörung im 2. Weltkrieg, 1962, wurde das Rathaus wieder aufgebaut und neu eingeweiht. Ein wirklich schönes Gebäude, das ich einmal besichtigen konnte. Ganz besonders gefällt mir der Wahlspruch der Stadt über den Toren des Rathauses: Concordia res parvae crescunt – durch Eintracht wachsen kleine Dinge.
Das berühmte Hafentor von 1635, heute ein beliebter Treffpunkt, wurde am Ratsdelft von Stadtbaumeister Martin Faber errichtet. Wieviele Menschen mögen wohl dort schon durchgelaufen sein, und was bedeutet es den Menschen? Immerhin steht auf dem Hafentor in lateinischen Lettern, hier übersetzt: …für Emden ist Gott Brücke, Hafen und Segelwind.
Genug der Stadt-Geschichte, widmen wir uns den drei herrlichen Matjestagen. Mit dem Emder Heringslogger begann alles und während man sich anfangs mit Fischbrötchen satt aß, Räucherfisch und Krabben dazu kamen, wurde es mehr und mehr zu dem Event, der die Menschen aus aller Welt nach Emden zieht und begeistert, denn nichts ist schmackhafter, als ein vor deinen Augen fertig zum Verzehr gemachter Hering, deren Heringslappen am besten mit einem Biss im Munde landen – so isst man Matjes, Yummy, Yummy.
So zwischen Mitte Juni-August ist die beste Matjeszeit, dann schmeckt er jung und hat den höchsten Fettgehalt, der ihn schließlich auch so zart macht. Wenn man schon hier oben an der Nordseeküste ist, im westlichsten Seehafen Deutschlands, dann gehört dieser Leckerbissen, vielleicht auch mit Bratkartoffeln, zu einem typisch ostfriesischen Essen dazu.
Schon gewusst? Bereits seit 1597 gibt es eine Emder Heringsverordnung, erlassen vom damaligen Bürgermeister der Stadt. Ähnlich wie beim Reinheitsgebot der Bierbrauerei ging es hier um die Reinheit und Verarbeitung der Heringe.
Während die Eventgastronomie Haase aus Emden Matjes mit traditionellen Bratkartoffeln anbietet, sehr lecker, deren Matjes auch aus dem Emder Hause Fokken & Müller ausgesucht wurden, boten unsere niederländischen Nachbarn ihren Fang auf den urigen Matjeskarren an. Beides perfekt, super köstlich und maritim, so wie sich die Seehafenstadt Emden präsentierte.
Leider ist wegen der Überfischung der Nordsee in den 60zigern der Heringsfang eingestellt worden. Heute fängt man Heringe vor den Küsten Norwegens. Schockgefroren kommen sie dann hier in Emden an und werden zu den edlen Matjes verarbeitet. Friedrich der Große, der im 18. Jahrhundert von Berlin an die Nordsee reiste, wahrscheinlich auf dem Weg in die Niederlande, fand wohl den Hering genau richtig, um seine Armee und das Volk nahrhaft zu versorgen. Der Hering ist in einer Salzlake haltbar, hat einen Fettgehalt, Eiweiß und Enzyme, deren Nahrungswert man auch schon im 18. Jahrhundert erkannte und er schmeckt. Kurzerhand erließ Friedrich der Große den ortsansässigen Emder Fischern den Kriegsdienst, damit sie das Land mit Hering versorgen konnten.
Eine schöne Geschichte, aber, wenn man sich mit dem Leben Friedrich des Großen befasst, dann weiß man, er war ein guter Schüler und Handwerker, immer auf der Jagd es selbst zu tun, in die Lehre zu gehen, zu wissen wie es geht, weiter zu vermitteln, anzuwenden und neue Wege zu gehen.
Nach Emden kommen unsere Nachbarn und Freunde, de Oranje, sehr gerne, vor allem zu den Matjestagen, mit ihren traditionellen Matjeskarren. Hier kann der interessierte Besucher den flinken Händen beim Zerlegen, Entgräten und Enthäuten des Herings zusehen – und ruck zuck hat man zwei wunderbare Matjesfilets, ein paar Zwiebeln dazu, mmmmhhh….
Und weil sich hier oben alles in den Wogen des Meeres bewegt, selbst die Klänge der Musik, gehört ein Shantychor zum Matjesfest, wie die Zwiebeln zum Matjes.
Für ein Foto waren unsere Shantychor Freunde aus Rheine gerne bereit, die schon seit über 20 Jahren aktiv sind, aber auch ein Freund des Gronauer Shantychors lacht fröhlich in die Kamera. Es waren noch weitere Shantychöre auf dem Fest, aber viele waren auf den verschiedenen Bühnen. Danke Jungs, gut seht ihr aus, und singt schön weiter…
Ein gelungenes Fest, mir hat es Freude bereitet, ich habe viele glückliche Gesichter gesehen, und mein Mann Adriaan übt im nächsten Jahr dann wieder: wie verzehre ich den Matjes fachmännisch! Ich habe lieber von mir kein Foto machen lassen, denn unsere Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel, wurde einmal beim Matjesessen sehr unvorteilhaft im Bild festgehalten. Andererseits, ich glaube, der Matjes hat ihr geschmeckt!
Emdens Oberbürgermeister Bernd Bornemann kann sich wirklich glücklich schätzen, über so viel Engagement aller Mitwirkenden, von nah und fern, und wie er, sage auch ich, danke an alle Organisatoren und Beteiligten.
Etwas abseits vom Trubel habe ich Marcel Meyer entdeckt, meine Leser kennen ihn bereits vom Limousinenservice. Die Partyboote „Party-Donuts“ fand ich lustig. Ist bestimmt mal ein großer Spaß, wenn man in der Gruppe einen Tag auf dem Wasser verbringen möchte, mal abseits vom Trubel.
Lest dazu bitte auch den Beitrag: Traut Euch Hochzeitsmesse