Azoren und 2. Azoren Ladies Open – spannende Kombination

Der Tropensturm Nadine machte

jede Planung im Oktober 2012 zunichte. Nicht genug damit, dass es der am längsten anhaltende Sturm nach Ginger war, der 1971 auf dem Atlantik und über die Azoren fegte, Nadine kam noch einmal zurück. Der Tropensturm wütete mächtig, und nachdem am ersten Tag das Turnier ausfallen musste, konnte zumindest am zweiten Tag, am späten Nachmittag, gestartet werden.

Azoren_Ladies_Open_2012Da auf den Azoreninseln ein Mikroklima herrscht, wurde kurzerhand das Turnier auf den Batalha Course verlegt. Hier erhoffte man weniger Niederschlag und Sturm. Während der Furnas Golf Course sehr lieblich scheint, blumig und flach, jedoch sehr ondulierte Grüns präsentiert, ist der Batalha Course ein mehr anspruchsvoller, sportlicher Platz, hügelig bis stark ansteigend, viel Wasser, noch mehr Bunker, mit fast schwarzem, festen Lavasand, parkähnlich angelegt, teils mit Blick auf den Atlantik. Beide Plätze sind empfehlenswert. Besonders leuchtend kamen dunkelblaue Hortensien auf dem Platz zum Vorschein, die auf dem Furnas Course wie gemalt aussehen, und auf dem Batalha Course stehen riesige Pampasgrasstauden. Bei dem Klima allerdings auch nicht unmöglich. Die ganze Welt der Azoren_Ladies_Open_HermannFlora gedeiht hier so üppig, weil selbst in den Wintermonaten die Temperatur nicht unter 12 Grad fällt.

Die Ladies European Tour Access Series ist vergleichbar mit der Challenge Tour, die man aus Deutschland kennt. Die besten Qualifikantinnen sichern sich eine Tourkarte für die LPGA Tour. Spätestens dann können wir die letzte Ladies Open live z.B. auf „Gut Häusern“, nahe München, im Mai 2013 besuchen. Im Verlauf des Pro/Am Turniers hatte ich das Vergnügen mit Laurence Herman aus Belgien zu spielen. Bereits hier, sozusagen in ihrer Einspielrunde, hat sie ihr qualitativ hochwertiges und präzises kurzes Spiel demonstriert, ohne ihr langes Spiel zu vernachlässigen. Diese Leichtigkeit des Spiels, eine Freude es zu sehen und sich vielleicht auch etwas abzuschauen.
Mir hat es viel Spaß gemacht die jungen Ladies ganz ungezwungen und freundschaftlich locker zu erleben, kennen zu lernen, mit zu spielen, und diesen anspruchsvollen Platz genießen zu können, und ich freue mich auf ein Wiedersehen. Meine Einladung für 2014 habe ich bereits, und ich wünsche den Ladies traumhaftes Wetter.

Im Turnier der Ladies ging es die nächsten drei Tage um ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro. Laurence Herman hatte am zweiten Tag des Turniers in der Nachmittagsrunde einen „bitteren“ Start. Kein Wunder, bei dem Wetter würde ich nicht einmal meinen Hund vor die Tür schicken. Es ist bewundernswert, was die Ladies da auf sich nehmen um ihrem geliebten Sport nachzugehen und erfolgreich zu werden. Es regnete und stürmte weiter, und es blieb nichts mehr trocken. Die Bälle waren nicht zu kontrollieren, denn der Tropensturm Nadine spielte jetzt mit ihnen.

Azoren_PampasgrasWährend nur ca. 1.400 km von Lissabon auf Sao Miguel, mitten im Atlantik, nur noch rund 4.000 km von New York entfernt, wir alle auf das vom Wetterbericht so bekannte Azorenhoch hofften, hatte wohl der Wettergott wenig Einsehen. Die Ladies mussten durchhalten, und die Italienerin Anna Rossi setzte sich vorerst an die Spitze. Beim Pro/Am Turnier war Anna leider nicht dabei. Wer kann sich die Tourkarte sichern, und für wen erfüllt sich der Traum von der großen Golfkarriere, um die Welt reisen, Siege und Niederlagen erleben, und immer auf den schönsten Golfplätzen der Welt spielen zu können?

Während die Ladies weiter um Siege und Erfolge kämpften, hatte ich die Möglichkeit die Azoreninsel Sao Miguel mehr zu erforschen. Besonders bedrohlich kommt man dem Kern der Erde nahe, wenn man die heißen Quellen auf der Insel besichtigt.Azoren_Quellen Das Wasser brodelt, Wasserfontänen steigen auf und heißer Wasserdampf nebelt durch die kleinen Dörfer. Die Luft ist erfüllt vom Schwefelgeruch, was nicht gerade jedermanns Sache ist. Erstaunlich, dass die Menschen dicht an dieser sehr dünnen Erdkruste leben und täglich diesen nach faulen Eiern riechenden Schwefel hinnehmen. Andererseits gibt es dort viele Quellen mit Mineralwasser. Die Menschen sind also immer versorgt mit frischem Wasser, heißem Wasser und heilendem Wasser. Diese fast dunkelbraune bis rostbraun auftretende Verfärbung des Wassers ergibt sich, wenn das aus dem Erdreich hervortretende Wasser an die Luft kommt und oxidiert. Das Wasser ist stark eisenhaltig.

Es gibt viele natürliche Thermalbäder auf der Insel und der Großteil der Stromerzeugung für die Insel wird über die heißen Quellen erzeugt. Touristen kommen wegen der gesundheitsfördernden Wirkungen, dazu das milde Reizklima des Meeres. Und für das Auge bringt die Pflanzenwelt die Harmonie für Körper, Geist und Seele. Azoren_Quellen_BadEs gibt einen wunderbaren Park zu besichtigen, der bereits im 17. Jahrhundert angelegt wurde, und deren Pflanzenwelt die ganze Welt in den Bann zieht. Aus Australien reisen Botaniker an, um die vor dem Aussterben bedrohten Pflanzenarten zu besichtigen und zu erforschen.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und ein touristisches Highlight kann das Walewatching werden. Taucher finden ein Stück unberührte Natur vor, Surfer suchen und finden die perfekte Welle, und die Motor- und Segelsportfreunde kommen auf ihre Kosten. Amerikaner lieben Hochseefischen, während die Europäer lieber kleinere Fische angeln. So findet halt jeder etwas, was ihn aus seinem Alltag herausreißt, und so nach ein paar Tagen in die richtige Urlaubsstimmung versetzt.

Pferdeliebhaber müssen unbedingt einen Besuch auf Quinta do Pico da Cruz machen, Cascalho-Picoda Pedra. Familie Glücklich könnte man sie auch nennen, denn Glück liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde, genauer Lipizzaner,Azoren_Reiter und in der familiären Geschäftstüchtigkeit. Von Zucker bis Blumen, von Gastronomie bis Pferdezucht, von voltegieren bis eleganter Reitkunst in sehr ansprechender, kleidsamer und traditioneller Tracht, besticht das gesamte Programm auf der Farm, und nicht zuletzt durch Mama, Papa und den beiden Söhnen und ihren vielen Helfern. Das Essen dort war wunderbar und ich konnte mich dann endlich bei den Menschen bedanken, die mir bei der Anreise einen herrlichen Blumenstrauß überreicht haben – de Proteas et fleures exotiques, selbstverständlich Eigenanbau und Exportartikel, sanft eingeschlagen in der typischen Sicheltanne. Doch heutzutage liegt das Business in der Pferdezucht und im Verkauf sowie im Zuckerbetrieb. Mal ganz ehrlich, wo ist heute kein Zucker versteckt in den Nahrungsmitteln?

Und da sind wir schon bei der fantastischen Küche Azoren_Fischmarktder Azoren, wenn auch deftig, aber immer sehr köstlich. Besonders beliebt ist die Cocido, ein traditionelles Eintopfgericht mit viel Fleisch und Fisch, Wurst und Blutwurst, Kartoffel und Kohl sowie anderen, geschmackvollen Zutaten. Dieses Gericht wird im Topf geschichtet, dann kommt es in die heiße Erde. Es gibt extra ausgehobene Erdlöcher, die man für die Stunden der Garzeit vom Verwalter zugewiesen bekommt. Und ist das Gericht fertig, isst man es vor Ort, draußen, wie ein Picknick – nur viel besser…

Als Nachtisch gibt es die auf der Insel gewachsene Ananas, die sehr süß ist, weniger holzig im Kern und genau zwei Jahre bis zur Ernte benötigt. Nur noch Kleinbetriebe, die europäisch subventioniert werden, betreiben Ananasanbau. Azoren_AnanasSchade, denn geschmacklich ist sie um Klassen besser als das, was wir im Supermarkt bekommen.

Und während wir auf dem Festland Europas den Tee fast nur aus Asien kennen, wächst so ganz gemütlich der Teestrauch auf den Azoren. Mittlerweile wird nicht mehr mit der Hand geerntet, was die Qualität des Tees, Azoren_Cha_Plantageportugiesisch genannt Cha, beeinflusst. Die Azoren sind damit autark, 80 % des Teeanbaus wird von den Insulanern konsumiert. Und wer es mag, der trinkt den Tee mit viel Milch, denn davon gibt es auf der Insel mehr als genug. Die Butter auf dem Festland Portugals kommt von der Insel und den vielen, das ganze Jahr über glücklich auf der Weide stehenden Kühen.
Das Strassennetz ist gut ausgebaut, es gibt große Einkaufspassagen sowie traditionelle Markthallen. In der Altstadtstadt kann man einen hervorragenden Espresso für nur 70 Cent genießen, und in den Restaurants isst man Entenmuscheln, die es bei uns entweder gar nicht oder zu einem gigantischen Preis gibt. Entenmuscheln sind so köstlich, sehen nur leider aus wie Entenfüsschen, daher wohl der Name, und das Ernten der Muscheln von den Klippen ist nicht ganz ungefährlich.

Azoren_Royal_Garden_2Hotels sind meist aus den 80ziger Jahren, komfortabel und gemütlich. Ein vier Sterne Haus wäre empfehlenswert. Richtig gut wäre ein Golfhotel, aber daran ist wohl in nächster Zeit nicht zu denken, denn auch die Azoren erleben die Eurokrise. Investoren halten sich zurück. Festland Portugiesen machen wegen der Eurokrise weniger Urlaub auf den Azoren, und die reisefreudigen Deutschen haben meist eine ungünstige Flugverbindung oder können sich die Azoren als Urlaubsziel gar nicht vorstellen. Hätte ich die Wahl, würde ich die Azoren als Urlaubsziel bevorzugen. Hier ist die Welt noch in Ordnung, die Menschen leben bescheiden, wirken zufrieden und freuen sich auf viele Gäste, und richtig Golf spielen kann man das ganze Jahr, bei dem Klima….Azoren_Royal_Garden

Und wer hat nun die Azoren Ladies Open 2012 gewonnen?“ Anna Rossi ist die Glückliche.

Azoren_Küste_2

Annelie

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