7. August 2014
Ostfriesland – entlang der Siele…
Ostfriesland-Urlauber kennen sich aus, sie lieben die Nordsee, das Wattenmeer, den köstlichen Fisch-Leckerbissen am Hafen und die einlaufenden Kutter. Manchmal dürfen Urlauber mit dem Kutter mitfahren, aber seetauglich sollte man schon sein, wenn es auf Krabbenfang geht.
Wer den Nationalpark Wattenmeer entdecken möchte, sozusagen Wattwürmern auf der Spur ist, der geht mit einem Wattführer raus und erreicht auch gesund und munter, bevor die Flut kommt, wieder festen Boden unter den Füßen. Und ist man erst einmal richtiger Ostfriesland-Fan, kann einem auch das Wetter nichts mehr anhaben. Doch dieser Sommer ist einfach wunderbar, fast schon zu heiß an der Küste.
Von Carolinensiel bis Neßmersiel, ein Siel schöner als das andere. Während Bensersiel seine modernen Walskelette auf den Deich gestellt hat, punktet Neßmersiel mit seinem ursprünglichen Campingsplatz direkt am Strand. Aber Bensersiel verfügt ebenso über einen Campingplatz direkt am Strand, wie auch Neuharlingersiel, schöner geht’s eben kaum. Nordseeliebhaber und Camper wissen das zu schätzen, und ist das Meer mal wieder weg, gibt es überall herrliche Bäder.
Es ist schon so eine Sache mit der Nordsee. Gerade hat man sich an die Flut gewöhnt, ist schon wieder Ebbe. Man nennt dies die Gezeiten, und damit man als Badegast informiert ist, gibt es den Tidenkalender. Damit weiß man genau, wann man in der Nordsee schwimmen kann. Übrigens, die Nordsee ist nicht so warm wie das Mittelmeer, es kommt dem Badenden an der Nordsee aber nicht so vor. Ist wohl ähnlich wie mit dem Ostfriesentee, der schmeckt auch am besten in Ostfriesland.
In Carolinensiel, bei der Küstenräucherei Albrecht, haben mein Mann Adriaan und ich diesen köstlichen Knurrhahn gegessen, Matjes, Aal und Bratkartoffeln….so lecker und frisch. Manchmal, wenn man als Urlauber früh aufsteht, kann man auch noch Krabben direkt vom Kutter bekommen. Einfach mal auf den Deich setzen, aufs Meer schauen und die kleinen Krabben pulen, das ist Hochgenuss. Der Nordseewind bläst sanft um die Nase, man spürt das Salz auf der Haut, genießt die fangfrischen Köstlichkeiten des Meeres. Es gibt nichts schöneres.
„Ostfriesland ist so flach, da sieht man schon am Montag, wer dich am Sonntag besuchen kommt“. Die höchsten Erhebungen sind die Deiche, oder kleine Warften, auf denen meist Kirchen oder Höfe stehen. Deichschutz ist hier oberstes Gebot. Immer wieder wird daran gearbeitet, unterstützt wird die Deichpflege durch die vielen Schwarzkopfschafe, die den Deichboden festtreten. Manchmal ist hinter dem Deich auch noch Land, das nennt man dann Heller. Es sind Salzwiesen, die schon so einige Sturmfluten mitgemacht haben. Und man sieht einen kleinen Deich, Salzwiesen und einen großen Deich. Die Deiche wurden mit den Jahrzehnten immer höher, und in einigen Regionen konnte der Mensch dem Meer Land abgewinnen.
In den Deichen befinden sich schwere Deichtore, die man bei Sturmflut schließen kann. So ist der gesamte Deichabschnitt abgesichert. Im Sommer spazieren die Urlauber durch diese Tore und erfreuen sich am Geschehen auf dem Wasser. Die Segelboote liegen sonnenverwöhnt in den kleinen Häfen, warten auf ihre neue Segeltour mit dem Schiffseigner zu den vielen, vorgelagerten Inseln wie Langeoog oder Norderney. Das ist ein Erlebnis. Aber es gibt auch die großen, weißen Fähren, die die Inseln ansteuern und, wenn man schon so weit nach Ostfriesland gereist ist, dann kann man auch noch einen Schritt weiterziehen, zu den Ostfriesischen Inseln.
Und es gibt noch die Siele. Das sind die Entwässerungsgräben der flachen ostfriesischen Landschaft, die in die Nordsee münden sollen, und damit dort die Nordsee nicht ins Land fließt, gibt es die Sieltore. Ja, die Ostfriesen sind clever, ähnlich wie die Niederländer müssen sie ihr Land entwässern, denn teilweise liegt das Land unter dem Meeresspiegel. Würde mal irgendwo ein Deich bei einer Sturmflut brechen, hätte die Nordsee freies Land vor sich und könnte fließen und fließen…bis weit hinter die Landesgrenzen von Ostfriesland. Ein unvorstellbarer Gedanke, hat es aber schon gegeben, allerdings waren in der „Grote Mandränke im Jahre 1362“ die Deiche auch noch nicht so hoch und stabil.
Im Winter kann man die Siele mit den Schlittschuhen bis zu den Sieltoren ablaufen, dort wo die Nordsee beginnt. Im Sommer kann man paddeln oder angeln, oder einfach nur zuschauen was so passiert, wenn die Möwen über den Köpfen kreisen, der Graureiher auf leisen Schritten seinem Fang nahe kommt, die Menschen auf ihren Hollandfahrrädern entlang der Kanäle radeln, die Wolken am Himmel vorbeiziehen, warten, bis die Sonne untergeht und einfach nur die Ruhe genießen, wie die Ostfriesen in Ostfriesland eben!
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