Golfregeln 2019 mal so gesehen…

Für Golfbeginner ist das Regelwerk zuerst einmal

ein Buch mit sieben Siegeln, und auch erfahrene Golfer vergessen ? schon mal etwas. Mit der Zeit und der Spielpraxis versteht man die Regeln mehr und mehr. Zwischendurch hört man allerdings dies oder das, besonders auf der AprésGolfTerrasse, meist verwirrend, anders, als man es selbst gelesen oder verstanden hat. Das kann zu Konflikten führen, gerade, wenn man in einem Turnier war und einer Stresssituation ausgesetzt wurde. Man will sich ja auch nicht gerne belehren lassen oder dumm dastehen.

2019 ist ein besonderes Jahr für alle Golfer. Das Regelwerk ist, nach über einem halben Jahrhundert, richtig stark überarbeitet worden, von der europäischen Royal and Ancient (R&A) in St. Andrews und der amerikanischen United States Golf Association (USGA).

Regeländerungen gab es schon immer, alle vier Jahre erscheint das neue Büchlein und man fuchste sich als Golfer so in die kleineren Veränderungen hinein, meist kollidierte dies mit dem einmal erlernten Wissen. Das sorgte auf dem Golfplatz für allerlei Unstimmigkeiten und viel Gerede, wenn mal wieder eine Lösung einer Regelfrage gesucht werden musste. Und dann kommen sie, die Fehlinterpretationen und ungeliebten Streitigkeiten auf dem Golfplatz.

Auch bei dieser, doch recht umfassenden Änderung der Regeln wird es sicher Komplikationen geben. Wer möchte die Fahne auf dem Grün gezogen haben, wer möchte lieber ohne einlochen? Fahne drin, Fahne raus….

Brigitte Flemming,

ehemalige Ladiescaptain mit Herz und langjähriger, aktiver Golf-Erfahrung, Golfanlage Praforst, sagt dazu:

„Alle Familienmitglieder haben das kleine Büchlein bekommen. Ich persönlich möchte die alten Regeln. Für mich klar und deutlich. Leider konnten und können bis heute die meisten Golfer nicht die alten Regeln. Freue mich auf die Turniere 2019, muss noch recherchieren.“

Genau dies macht das Umsetzen eines regelkonformen und schnelleren Spiels auf dem Golfplatz so schwierig, und den meisten Menschen vergeht dabei die Freude und die Motivation an Turnieren teilzunehmen.

Silke Schoof,

sehr engagierte Mannschaftscaptain, Golfanlage Oberneuland und Mitglied des Schiedsgerichts der Seniorinnenliga Landesgolfverbands Niedersachsen Bremen:

„Für alle Golfspieler ein leichter verständliches Regelwerk und längst überfällig ! Ich denke einige Änderungen werden uns das Spiel erleichtern und auch ( hoffentlich) beschleunigen !
Die neuen Regeln sind verständlicher und logischer . Auch wenn man sie jetzt noch alle nicht kennt – aber wissen, wo sie stehen, ist wichtig.
Im neuen Regelbuch in jedem Bag von uns allen …“


Rund 70 % aller Golfer verzichten eh auf Turniere und sind davon nur noch genervt. Turniere sind äußerst zeitaufwendig, man muss Stunden mit jemandem über den Platz gehen, den man vielleicht nicht mag, deren Spiel das eigene zerreißt und zerstört, die Stresssituation ist emotional zu belastend, das mitunter stundenlange Warten bis zur Siegerehrung und dann noch die „Zwangsverpflegung“ mit convenience, genau das, was man zuhause tunlichst vermeidet, und, und, und.

Dr. Ingried Wolf,

sehr erfolgreiche Seniorinnen-Mannschaftscaptain 2018, Golfanlage Ostfriesland:

„Das mit den neuen Regeln wird spannend. Ich hoffe nur, dass die hohe Meinung von der sportlichen und integren Einstellung bei möglichst vielen Spielern zutrifft. Das Spiel wird sicherlich schneller.“


Die Kürzung von 34 auf 24 Regeln soll mehr Spielfreude bringen, das Spiel moderner machen, zeitgemäßer und vor allem, es soll das Spiel schneller machen. Interessante Variante. Nur noch 3 Minuten Suchzeit für einen Ball, nur noch 40 Sekunden und der Schlag muss ausgeführt sein, die Reihenfolge, wer im Ready Golf Modus abschlägt oder auf dem Grün dran ist, kann jetzt beliebig sein – ist es jetzt das Ellenbogenverfahren oder die ewige Fragerei, willst Du oder soll ich?

Sigrid Bucher,

ehemalige Ladiescaptain und aktive GolferIn mit traumhaftem Winterdomizil Golfanlage Connemara, Irland:

„Die Regeln sind mir bekannt. Ob es das Spiel beschleunigt? Allerdings gibt es zweifellos keine Etikette mehr. Schade. Heute war Turnier in Connamara, die Fahnen hat man aber herausgenommen, egal. Ich denke die Spielregeln sind international und gleich. Ich tue mich schwer, wenn die Fahne noch steckt. Übe mich darin!“


Wer dennoch Lust auf eine neue Stammvorgabe (Handicap) hat, der kann ja auch eine vorgabenwirksame Runde mit Freunden spielen – EDS, Extra Day Score. Leider hat ein EDS Ergebnis immer noch ein bisserl Geschmäckle….! Das ist schade.

Denke, wir werden aber auch bald das System bekommen, wie es u.a. in Amerika gehandhabt wird. Nach jeder Runde, egal ob Turnier oder Privatrunde, gibt man sein Ergebnis ein, und die aktuelle Stammvorgabe wird angezeigt. Ein guter Durchschnitt der golferischen Leistung und keine Momentaufnahme, wie z.B. mit einem Sensationsergebnis im Turnier, das man dann über einige Zeit (manchmal sogar Jahre) nicht mehr spielen kann. Mit jedem Turnier steigt die Stammvorgabe wieder in die Höhe und irgendwann kommt dann der Punkt, wo der Golfer sich nicht weiter hochspielen möchte. Die Turnierteilnahme wird auf nicht vorgabenwirksame Turniere maximal beschränkt, wenn denn überhaupt noch ein Turnier gespielt wird.

Jeder Golfer weiß das doch, es gibt Tage auf dem Golfplatz, da spielt man fast göttlich und dann kommt man sich wieder vor, als hätte man seine erste Golf-Stunde. Golf ist so intensiv und faszinierend, Golf braucht die gesamte Aufmerksamkeit des Spielers.

Und es gibt so viele Golf- und Golfergeschichten.

Heike Erdmanns,

aktive und attraktive Mannschaftsspielerin, Golfanlage Rastede:

“ Kurz gesagt, finde ich diese Neuerung im Großen und Ganzen als Erleichterung. Die Praxis wird zeigen, ob dem so ist. Allerdings würde ich die traditionelle Etikette dem Ready Golf vorziehen, weil ich nicht glaube, dass das Spiel dadurch zügiger wird, sondern sich ein Ellenbogengehabe einschleichen könnte. Aber auch das wird die Praxis zeigen.“

Widmen wir uns mal den neuen Regeln zu, nicht allen Veränderungen, aber einigen.

Das Verständlichste ist dabei wohl das Droppen des Balls.
Mit ausgestrecktem Arm und in Schulterhöhe, so war es noch 2018.

Margret Haak,

sehr angenehme Golfspielerin mit guten Regelkenntnissen, Golfanlage an der Schlei:

„Grundsätzlich finde ich die neuen Regeln hilfreich. Aber gibt natürlich auch ein paar Punkte, da frage ich mich, warum? Z.B. das Droppen, wenn das aus Kniehöhe erfolgen soll, dann kann man den Ball ja auch gleich hinlegen. provisorischer Ball nach der Suchzeit spielen, verlängert das Spiel, kein Ready Golf. Penalty Areas, da muss ich mich erst mal dran gewöhnen…., soweit meine Gedanken.“

Jetzt, 2019, darf man den Ball aus Kniehöhe fallen lassen. Dabei besteht nicht so sehr die Gefahr, dass der Ball wegrollt, wenn er auf hartem Untergrund auftrifft. Rollt er allerdings doch weg, gilt weiterhin die Regel, neu droppen und spätestens beim dritten Mal den Ball hinlegen. Stelle merken, wo der Ball zuletzt aufkam, dieser Regelpassus bleibt.
Das ist einfach. Keinen Vorteil verschaffen, und keinen besser beschaffenen Boden aussuchen um den Ball dann zu legen.
Hat man die neue Regel des Droppen vergessen oder noch nicht verinnerlicht und verfährt nach der alten, kann man den Ball aufnehmen und nach der neuen Regel droppen. So einfach beginnt 2019.

Ruth Domani,

bezaubernde und sportliche GolferIn mit jahrzehntelanger Golferfahrung, Golfanlage Abenberg:

„Ich bin total begeistert von den neuen Regeln, bis auf die AUS Regel, wo man droppen kann, allerdings mit zwei Strafschlägen. Ich hoffe, dass es noch mehr vereinfacht wird.“

Diese neue Regel wird auch wieder kurioses zutage bringen, aber man selbst fühlt sich vielleicht nicht mehr so sehr benachteiligt und vielleicht wird auch das Droppen schneller. Ob tatsächlich an der richtigen Stelle gedroppt wird, kann diese neue Regel leider auch nicht verhindern – das kann nur der ehrliche und sportlich faire Golfer.

Anette Schweizer,

Mannschaftsspielerin und sportlich begeisterte GolferIn mit Anhang: Hund, Land & Golf Hotel Stromberg:

“ Also, die neuen Regeln. Erst mal finde ich toll, dass überhaupt mal was verändert wird, um es Neugolfern einfacher zu machen. Ist nicht mehr so abschreckend kompliziert. Ob sich die alten Hasen umstellen…., habe da Bedenken. Zündstoff für Unstimmigkeiten gibt es sicher reichlich. Es muss halt jeder bemüht sein das Neue umzusetzen. Letztlich wird das Spiel bestimmt schneller, was ich sehr begrüße. Die 5-Stunden Spiele sollten der Vergangenheit angehören. Die Sache mit den Dropping-Arealen und Penalty Zonen ist sicher sehr gewöhnungsbedürftig. Ebenso die Bunkerregel mit 2 Strafschlägen. Das Droppen auf Kniehöhe ist mit Sicherheit auch angenehmer. Auch Fahne auf dem Grün, rein oder raus, könnte sehr unterhaltsam werden. Mal sehen was das erste Jahr so mit sich bringt…“

Eine ebenso leicht zu merkende Regel ist die Suchzeit nach einem vermeintlich verlorenen Ball. Waren es vorher fünf Minuten, sind es jetzt drei Minuten. Ganz ehrlich, ich habe noch nie die Zeit gestoppt. Aber ich war schon am Ende meiner spielerischen und freundlich, sozialen Belastbarkeit, als ein Super-Longhitter-Spieler mit 80prozentiger Querschläger Sicherheit einmal acht Bälle vom Abschlag geschlagen hatte, und dann die Sucherei losging. Noch schlimmer, er selbst wusste gar nicht mehr, was sein erster oder fünfter Ball war. Das erstaunlichste dabei war, dass der Spieler dann diese Bahn mit einem PAR abschloss? ? Aber das nur am Rande….

Da der nächste vierer Flight noch auf dem PAR 3 hinter uns auf dem Abschlag war, wir mit dem Suchen anfingen, kann man davon ausgehen, dass selbst die alte fünf Minuten Regel überschritten wurde. So zumindest könnte man etwas auch zeitlich messen – kann man sich also mal merken. Einfach nur mal umschauen.

Und jeder provisorische Ball sollte angesagt und am besten notiert werden. So viel Zeit muss sein.

Elke Cepera ,

engagierte und fröhliche Mannschaftscaptain Golfanlage Lohne:

„Ich finde die Aufstellung der Regeländerung super – schön übersichtlich.“

Liegt der Ball auf dem Fairway, im Semi-Rough oder tatsächlich im dicksten Rough, der Spieler kann nicht erkennen, ob es sein Ball ist, weil der Ball halb eingebohrt ist. Was kann man tun?

Früher habe ich meinen Spielpartner gerufen, wenn ich zum Identifizieren den Ball aufnehmen wollte, da, wo es ging. Das ist nun nicht mehr notwendig, die neue Regel vertraut auf den ehrlichen Spieler.

Bevor der Golfer den Ball aufnimmt, die Lage des Balls markieren, z.B. mit einem Tee oder der immer sofort zur Hand habenden Pitchgabel ?
Wird das nicht so gehandhabt, wird ein Strafschlag hinzugezählt.
Daher tendiere ich in diesem Fall weiterhin dazu, ruft einen Spieler herbei (es muss nicht der Zähler sein, der auf der anderen Seite des Fairways gerade spielt), und klärt dann die Sachlage vorher.

Angelika Schirmer

sportliche Mannschaftscaptain der Jung-Seniorinnen sowie LGV-Platzrichterin, Golfanlage Haan-Düsseltal:

„Eigentlich ist es eine kleine Mogelpackung. Nur noch 24 Regeln statt 34. Aber einige Regeln sind neu zu einer zusammengefasst. Grundsätzlich gibt es schon ein paar gute Neuerungen wie z.B. die kürzere Suchzeit oder die Vereinheitlichung der Penalty Areas.“

Noch besser wäre es allerdings, wenn jeder Golfer gerade in einem Turnier seinen Ball vorher so markiert, dass er den Ball auch in hohem Gras als seinen Ball erkennen kann. Das rate ich nur jedem, es macht das Spiel einfach entspannter, auch auf dem kurzen Fairway sicher auch schneller (und darum geht es ja), und man nervt keinen anderen Spieler mit seiner eigenen Unwissenheit über sein persönliches Equipment? Titleist 2, Vice 3 oder Bridgestone 1 spielen ja viele. Denkt einfach mal darüber nach, denn auch das macht das Spiel schneller und entspannter.

Richtig gut finde ich auch die neue Regel beim Doppelschlag. Fast jeder Golfer hat es schon mal gehabt, meist hört man dann ein zartes: huch oder, was war das denn?

Im Turnier trifft man aber auch auf Spieler (nicht alle) mit einem plötzlichen Blutanstieg im Gesicht und einer Unsicherheit – wer hat das gesehen und muss ich das ansagen?

Aber den meisten Spielern ist dies bewusst und man sagte es auch seinem Zähler. Also diese, meist peinliche Situation ist nun vorbei. Es gibt keinen Strafschlag mehr, ein freudiges: huch, mit einem Lächeln ist das einzige, was von dieser Regel übrigbleibt. Und auch den anderen Spielern im Flight bietet diese Variante ein entspannteres Miteinander.

Dann kommen wir noch zum Sand-Bunker. Während des Schlags den Sand zu berühren ist immer noch nicht erlaubt! ?

Steigt man über eine Bunkerkante in einen Bunker und stützt sich auf seinen Schläger, so ist dies nicht mehr strafbar. Oder der Spieler wartet gerade bis er dran ist. (Hier stellt sich allerdings die Frage, ob der Spieler sich dann lässig im Sand abstützen muss, oder dann doch lieber Ready Golf spielt – denn darum geht es doch!)

Der Spieler darf im Bunker aber immer noch nicht den Sand testen, oder den Bodengrund, oder die Tiefe des lockeren Sandes usw., also aufgepasst, diese Regel steht und es gibt einen Strafschlag. Neu ist, möchte man den Ball nicht aus dem Bunker spielen, darf man mit zwei Strafschlägen den Ball außerhalb des Bunkers droppen.

Bevor der Golfer sechs Schläge im Bunker macht, sein Spiel ruiniert, finde ich diese neue Regel eigentlich ganz gut. Das Bunkerspiel liegt einfach nicht jedem.
Stöckchen, Blätter, kleine Steinchen, all das darf man nun aus dem Bunker vorsichtig herausnehmen. Das ist doch schon mal prima.

Reden wir noch kurz über die Penalty Area als neueste Errungenschaft in der Golffachsprache. Penalty Area würden wir in Strafzone übersetzen. Ist sie das auch?
Doch dazu mehr demnächst….

Lieben Dank

an meine hervorragenden und herzerfrischenden GolferInnen, vom Norden bis zum Süden Deutschlands, für Euer Statement. Ich denke, wir haben gemeinsam so ein hervorragendes Potpourri an Meinungen offen gelegt, und das Golfjahr wird zeigen, ob unsere Spiele schneller werden, entspannter und wie wir die Neuerungen verinnerlichen und in unser Spiel einfließen lassen können, so, als gäbe es die Regeln schon immer…., schönes Spiel!

Annelie

https://www.click2annelie.de

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