13. Mai 2015
Geheimnisvoll und wunderbar – der einzigartige Schlosspark an der Nordseeküste
„Hallo Frau Albers, schön, dass Sie für meine Leser und mich Zeit haben“.
Parkführerin im Schlosspark Lütetsburg. Was für ein schöner Job, immer mit begeisterten Menschen in der Natur spazieren gehen oder zu flanieren, in einer gepflegten, geordneten Umgebung, unzähligen Baumarten, einem Blütenmeer, Teichen und Inseln der Stille, behaftet mit Geschichte und Geschichten. Elke A. Albers ist Dipl. Biologin und in ihrem Element, wenn sie die gut besuchten Parkbesichtigungen durchführt, und sie ist nicht nur sicher in dem, was sie den Menschen näher bringt, sie schätzt es einfach.
Das Leben, die Liebe und die Berufung haben sie von Wilhelmshaven hier an diesen wundervollen Flecken Erde geführt, wo sie heute lebt und jeden Tag, geprägt durch ihren unermüdlichen Einsatz bei der Arbeit wirkt und schafft, im Nationalpark Wattenmeer und dem Lütetsburger Schlosspark. Sie hat mittlerweile viele Lieblingsstellen im Park, aber immer wieder zieht es sie an den Ginkgobaum, der ursprünglich aus China stammt und zum Baum des Jahrhunderts ernannt wurde, als Mahnmal für Umweltschutz und Frieden, oder es zieht sie an den Hickorybaum, dessen Ursprung Nordamerika ist und der zu den Walnussgewächsen zählt. Hier spürt sie Energie.
Schon vor vielen Jahren waren Spaziergänge mit ihrem damals noch kleinen Sohn, der heute bereits 20 ist, ein schönes Ritual der gemeinsamen Freude gepaart mit der Verbundenheit zur Natur und Stille. Kinder lieben den Park, sagt Elke A. Albers, sie sind unbekümmert und frei, entfalten Vorlieben und erkennen neues, noch nie gesehenes. Sie sind wissbegierig und finden die Geschichten rund um den Park spannend, aber nicht weniger sind Erwachsene zu begeistern. Der Park hat auch etwas, das kann man manchmal gar nicht so richtig beschreiben, das muss man fühlen, sagt Frau Albers.
Das verstehe ich, denn immer, wenn ich den Park betrete, kommt zuerst die Neugierde in mir auf, dann folgt meist noch ein Spiel von „loslassen“, Hektik abschütteln und innere Ruhe finden, und schon ist man im Zauber der Sinne. So kann man die Faszination dieser einmaligen Naturgestaltung erleben, genießen und tief ins Herz schließen.
Erbaut wurde der Park in der Frühromanischen Zeit. Später kam das Schloss dazu und der Park wurde im barocken Stil gehalten, so wie es die modischen Zeiten und Epochen liebten. Im 18. Jahrhundert konnte der damalige Schlossherr und Ur-Ur-Urgroßvater der Familie seine Vorstellungen eines Parks nach großen Verwilderungsphasen umsetzen, moderner, englisch und wie es einer elitären und gebildeten Gesellschaftsschicht möglich war, mit vielen exotischen Bäumen aus der ganzen Welt.
Eine wahre Geschichte möchte ich dazu erzählen. Während des zweiten Weltkriegs und kurz danach war meine Mutter in der Burg Berum, damals zeitweilig Witwensitz der Familie zu Inn- und Knyphausen, und im Schloss Lütetsburg als Gesellschaftertin und als Kindermädchen tätig. Die Fürstin ging gerne in den Park, sie liebte es, frische Brennesseln zu sammeln und diese als Salat zu verkosten. Sie war eine sparsame und genügsame Frau, so erzählte es mir meine Mutter. Ihre unermüdliche Sorge galt immer der Erhaltung des Anwesens, ganz besonders während der wirren Kriegsjahre. So konnte die Fürstin Familiengut sichern und durch geschicktes Handhaben viel Schaden und Plünderungen abwenden. Leider fielen zu Kriegsende dann doch noch Bomben auf das Schloss und den Park.
Frau Albers sagt, eine gewisse Verwilderung erträgt der Park, es gehört dazu, es ist Natur. Ja, so sehe ich es auch, es ist wie im eigenen Garten, im Leben, in den Familien oder auf der Welt….ein Park kann die ganze Welt sein.
Liebe Golfer aufgepasst. Neben über 150 anderen Arten steht auch ein Hickorybaum im Park. Golfern dürfte dieser Baum, zumindest sein Name sehr bekannt vorkommen, durch die legendären Hickoryschläger. Sie wissen nicht, was ein Hickoryschläger ist? Dann lesen Sie doch einfach auf meinem Blog den Artikel „Hej – Hickory-shafted Golfclubs“.
Das Zusammenspiel von spannenden Baumstämmen und Verästelungen, Grün und Blättervielfalt sowie farbiger Blütenpracht machen den Lütetsburger Park so eindrucksvoll, besonders zur Rhododendron und Azaleenblüte. Traditionell findet am Himmelfahrtstag ein Gottes Dienst im Park statt, zu dem Besucher aus der ganzen Welt jedes Jahr erwartet werden. Der Park ist heute im Privatbesitz und wird der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die junge Familie zu Inn- und Knyphausen pflegt auch gesellige öffentliche Events im Park wie die Serenade ( Save the Date: 11. Juli 2015 ), die alle zwei Jahre stattfindet. Frau Albers erzählte mir, das es wunderbar ist. Besucher dürfen dann ihren Picknickkorb mitbringen, der Musik im Park lauschen und den Park voll ausschöpfen. Moderne, menschengeprägte Parkkultur eben.
Elke A. Albers, manchmal in Begleitung ihrer liebenswerten Hundedame, und ihre Kolleginnen stehen den Besuchern als Parkführerin zur Seite, und ich kann nur jedem ans Herz legen, wenigstens einmal eine Führung mitzumachen. Danach kann man viel intensiver den wunderschönen, geheimnisvollen und romantischen Park allein oder mit Freunden zu jeder Jahreszeit genießen.
Danke Frau Albers, für Ihre Zeit und die romantische Verbundenheit zum Park, die Sie in absoluter Authentizität widerspiegeln.
Allen Parkbesuchern wünsche ich viel Freude beim nächsten Besuch, den man auch gleich mit einem Golfspiel auf der angrenzenden Golfanlage Lütetsburg verbinden kann.