27. März 2020
Porzellan, das weiße Gold…
Wie selbstverständlich nehmen wir heute eine Porzellan-Tasse
aus dem Schrank, manch einer greift allerdings auch nur noch zum Café to go in Papier- und Plastikformat. ?
Porzellan, das weiße Gold, so hat man es einst beschrieben, als es über China im 17 Jh. nach Europa kam. Die Chinesen verfügten bereits um 620 über ein fundamentales Wissen in der Herstellung von Porzellan, und um 700 produzierte bereits Japan edles Porzellan für ihre Teezeremonien.
Es gab immer mal Abweichungen, jeder versuchte das Rezept zur Porzellan Herstellung zu ergattern und/oder zu verfeinern, wie auch immer. 1710 konnte dann in Meißen die erste europäische Porzellanmanufaktur entstehen. Ein langer, zeitlicher Weg von China nach Europa.
Marco Polo hatte von seinen Reisen Porzellandöschen oder ähnliches mitgebracht, auch Figuren, die sich höchster Beliebtheit bei den Damen erfreuten. Hätte dann der König von Polen und Kurfürst von Sachsen, August der Starke, nicht diese unnachgiebige Sehnsucht nach Gold gehabt, wäre es wohl noch gar nicht zur Porzellanherstellung in Deutschland gekommen.
Das weiße Gold.
Die meisten Manufakturen liegen dort, wo es die Rohstoffe gab, Holz zum Befeuern und vor allem billige Arbeitskräfte. Kaolinvorkommen gab es viel in Franken, so entstand dort u.a. nicht nur die bekannte Marke Hutschenreuther. Zum Kaolin gehört zur Porzellanherstellung noch Quarzsand und Feldspat sowie Wasser. Die Mischung macht es.
Der Rohling wird bei 900 Grad Hitze verglüht, so nennt man es, und später mit der Malerei und Glasur mit 1400 Grad gebrannt und versiegelt.
Klingt alles einfach, ist es aber leider nicht.
Porzellanherstellung ist eine Wissenschaft für sich, eine Kunst und Fingerfertigkeit, auch ein Spiel mit dem Feuer könnte man sagen…., und noch heute gibt es minimale Nuancen in der Porzellanherstellung und der Qualitätsanalyse.
Um 1880 kostete ein Porzellanteller 2,80 Mark. Nun könnte man meinen, das ist ja preiswert. Ein Arbeiter erhielt bei einer fast 65-85 Stunden Woche ungefähr so viel Lohn, wie man für rund 25 Hühnereier zahlen musste. Da war so ein wunderschöner Porzellanteller kaum erschwinglich.
Wir alle kennen die Thomas Mann Roman-Geschichte der hanseatischen Kaufmannsfamilie Buddenbrocks, die von 1835-1877 spielte, und den Verfall einer deutschen Kaufmannsfamilie widerspiegelt. Ein Übergang vom Biedermeier zur industriellen Gründerzeit und natürlich mit dem großen Börsencrash um 1837.
Da gab es noch Porzellan als Aussteuer, als Mitgift…?
Zurück zum Porzellan, das sich heute eigentlich jeder leisten kann. Natürlich gibt es hier auch Unterschiede, aber grundsätzlich ist das Porzellan qualitativ hochwertig, es splittert nicht so schnell ab wie Steingut, es ist hauchdünn, man kann es in die Spülmaschine geben, es kann heiß und kalt vertragen, und es sieht so schön aus. Es gibt unzählige Muster, handgemalt oder gedruckt, nach alten Vorlagen oder modernen Inspirationen bekannter Designer, insbesondere der Modewelt.
Die Vorliebe der Porzellanliebhaberinnen, meist sind es die Ladies dieser Welt, sind da sehr unterschiedlich. Kobaltblau gehört zur traditionellen Farbpalette, und immer wieder liegt im Trend eine Goldvariante. Sieht ja auch wunderschön aus, edel, wie einst die Fürsten und Könige zu tafeln wussten.
Claudia (Titelfoto) und Christel haben ihr Herz an ein wunderschönes Porzellan aus der St. Petersburger Porzellanmanufaktur verloren. Das Netzmuster in Kobaldblau und Gold, eine Reproduktion des Entwurf aus dem Staatsschatz von Katharina II., seit 1949 wiederbelebt, fürstlich, königlich und elegant. ♥️
Die Old Country Roses Serie, mit 24 Karat Goldrand, Royal Albert Bone China. Bone China steht für das beste und edelste Porzellan, weich, aber mit hoher Kantenschlagfestigkeit, sehr weiß und durchscheinend.
Das besondere ist hier die Herstellung, denn zu den Hauptbestandteilen wird bei Bone China noch Knochenasche hinzugefügt und der Brennvorgang liegt höher. Die englischen Manufakturen hatten darauf das Patent, und das englische Design, ebenfalls Reproduktionen vergangener, königlicher Tage, lässt sich einfach nicht verheimlichen.
Seit 1747 gibt es Fürstenberg Porzellan, eine Niedersächsische Porzellanmanufaktur, das weiße Gold der Weser. ?
Im Auftrag von Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde die zweitälteste, deutsche Porzellanmanufaktur gegründet. Schon oft wurde das geschwungene F als Markenzeichen verändert, so lässt sich unter anderem auch leicht feststellen, ob man ein edles, altes Stück in der Hand hält. Heute befindet sich im Schloss Fürstenberg das Fürstenberg Museum und unsagbar schöne Porzellanfiguren aus der Zeit des Rokoko (ca. 1720-1780) sind zu bewundern.
Leider sind Porzellanfiguren heute nicht mehr so en vogue, wie es es einmal war…, vielleicht sind sie auch nicht mehr zu bezahlen.
Fast jedes Land hat seine Porzellanmanufaktur, und meist ist die Geburtsstunde fest verbunden mit Königs – und Fürstenhäusern, hohen Adligen und eben jenen, die sich das weiße Gold leisten konnten.
Viele kleinere Manufakturen konnten der späteren industriellen Fertigung nichts mehr entgegen setzen und mussten ihre Tore für immer schließen, andere wurden aufgekauft. Ein stetiger Wandel. Allerdings finden heutige Besitzer, meist sind es ja Gesellschaften, wieder zu alten Mustern und Formen zurück, und sie sind gefragt wie nie. ☝️
Edles Porzellan ist etwas wunderschönes. So geben Stars und Sternchen gerne ihren Namen einer Marke, um diese besser bekannt zu machen, Designer drücken dem Ganzen ihren Stempel auf, alles geprägt vom Markenbewusstsein unserer Gesellschaft.
Und doch ist eine Tasse oder ein Teller heute nur ein Gebrauchsgegenstand, allerdings von unglaublicher Qualität und von hoher künstlerischer Handwerkskunst.
Und ich kann mich noch erinnern, als ich Kind war, wurde das Sonntagsgeschirr auch tatsächlich nur zu bestimmten Anlässen aus dem Schrank geholt. Das ist heute anders. Heute verfügen die Haushalte über so viel Porzellan, von der Sammeltasse bis zum Essservice für 24 Personen und mehr….
Jeder so, wie er mag! Ist das nicht schön….??♀️, nach Golf natürlich.
Danke Ihr Lieben, hat mich sehr gefreut, dass Ihr alle so schnell auf meinen Wunsch eingegangen seid, und herzlichst Danke für Eure schönen Fotos. ?
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